Claudia Bechert-Möckel • Persönlichkeits- & Beziehungscoaching
Integrierte Lösungsorientierte Psychologie ILP® • Einzel- & Paarberatung in Dresden und Radebeul
INDIVIDUELLE PSYCHOLOGISCHE BERATUNG & PERSÖNLICHES COACHING + PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG + BEZIEHUNGSBERATUNG + PAARTHERAPIE
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Warum es so schwierig ist, auch mal "nein" zu sagen und wie Sie es lernen können...

Grenzen setzenÜber die Kunst "nein"- zu sagen...

Wenn kleine Kinder das eigene Ich entdecken, fangen Sie an "nein" zu sagen. Das passiert irgendwann im Alter von zwei bis drei Jahren. Voller Freude zeigen die Kleinen dann den eigenen Willen, machen reichlich Gebrauch von der Möglichkeit den Eltern etwas entgegenzusetzen. Sie machen ein Spiel daraus, sich abzugrenzen und genießen die Wirkung und die Macht des eigenen Ichs. "Nein, nein, nein...!" Für Eltern kann diese "Trotzphase" eine ganz schöne Herausforderung sein. Es bedeutet, dem eigenen Kind Grenzen setzen und gleichzeitig Raum zum Wachsen zum zu lassen- keine leichte Aufgabe!

Je nachdem, wie diese Balance zwischen eigenen Bedürfnissen und den Erwartungen anderer gelingt und erlaubt ist, machen wir auf dem Weg zum Großwerden ganz unterschiedliche Erfahrungen mit dem eigenen Willen. Wir lernen, dass wir bei allem was wir tun mit Konsequenzen leben müssen und manche davon können recht schmerzhaft sein: das Gefühl nicht okay zu sein , dass Gefühl abgelehnt zu werden oder ausgegrenzt zu sein. Es kann wirklich anstrengend sein, eine eigene Meinung zu haben und die auch zu behaupten.

Es ist ein individueller Prozess, die Balance zwischen Distanz und Nähe zu finden, zwischen Individualität und Gemeinschaft, zwischen Selbst- und Fremdbestimmtheit. Wir finden uns wieder zwischen dem Wunsch nach Zugehörigkeit und dem Wunsch nach Selbstwirksamkeit. Es ist ein Drahtseilakt und leicht kann dieser Prozess kippen - in die eine oder andere Richtung.

In meiner Arbeit mit Klienten sind es häufig Frauen, die das Problem haben nicht wirklich "nein" sagen zu können. Sie leiden oft darunter, sich zu sehr anpassen, es anderen recht machen zu müssen, die eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen. Diese Frauen haben Antennen dafür entwickeln, die Bedürfnisse anderer Menschen zu erspüren und dabei ist die Wahrnehmung für die eigenen Bedürfnisse irgendwann auf der Strecke geblieben. Obwohl sie selbstbewusst auftreten, können sie schlecht Grenzen ziehen und neigen dazu zu häufig "ja" sagen, obwohl Sie "nein" fühlen. Kurzfristig macht das manches einfacher: man muss nicht unbequem sein, kann sich und anderen Auseinandersetzungen ersparen. Langfristig bedeutet es allerdings, sich immer weiter von sich selbst zu entfernen. Manche dieser Frauen wissen gar nicht, was Sie eigentlich selbst wollen- weil es noch nie in Ihrem Leben wichtig war. So entsteht eine Inkongruenz zwischen innen und außen und das erzeugt immer Druck und Stress. Vielleicht kommt Ihnen ja auch irgendetwas davon bekannt vor?

Es kommt ein Punkt im Leben, da wird der Druck der aus dem inneren Widerspruch entsteht einfach zu groß, irgendwann zeigt uns das Leben auf die eine oder andere Weise dass es Zeit für ein "nein" wird um damit endlich "ja" zu sich selbst zu sagen. Und es ist nie zu spät, dieses "unbequem sein" zu lernen...

Die zehn wichtigsten Gründe, warum wir nicht "nein" sagen können:

- " Ich werde abgelehnt oder nicht mehr geliebt, wenn ich "nein" sage..."
- " Ich könnte jemandem auf die Füße treten, ihn mit meinem "nein" verletzen..."
- " Ich möchte nicht wie ein Egoist dastehen, was werden die anderen von mir denken?"
- " Ich befürchte Konsequenzen, wenn ich etwas ablehne..." ( z.B. Auseinandersetzungen)
- " Ich habe nicht genügend Argumente, um Diskussionen standzuhalten und konsequent zu bleiben"
- " Ich habe nicht genügend Mut, meine eigene Meinung deutlich zu machen..."
- " Ich brauche eine Erlaubnis, um "nein" zu sagen..."
- " Ich könnte allein mit meiner Meinung dastehen..."
- " Ich bin nicht sicher, ob meine Meinung richtig ist..."
- " Ich bekomme Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen, wenn ich nicht "ja" sage...."

Wege aus der "ja" Falle: zwölf konkrete Schritte, wie Sie besser "nein" sagen lernen können:

1) Erkenntnis ist der erste Schritt zur Veränderung: zuerst einmal ist es wichtig, sich darüber klar zu werden, was Sie daran hindert "nein" zu sagen. Was ist Ihre ganz persönliche Motivation? Was genau befürchten Sie? ( siehe oben: die zehn häufigsten Gründe, nicht "nein sagen zu können)
2) Beobachtung: Beobachten Sie einen oder mehrere Tage lang ganz genau, wie häufig Sie "ja" sagen, obwohl Sie eigentlich lieber "nein" sagen würden. Gehen Sie dabei vor, wie bei einem Experiment und machen Sie sich ruhig ein paar Notizen zu den jeweiligen Situationen.
3) Reflexion: Gehen Sie die Notizen durch: was hätten Sie gebraucht, um in den jeweiligen Situationen "nein" sagen zu können? Kennen Sie jemanden, der das vielleicht etwas besser gekonnt hätte? Stellen Sie sich ihre beste Freundin, einen Freund oder eine Gestalt aus Ihrer Fantasie( z.B. die Hauptfigur in einem Buch oder Film) in genau dieser Situation vor: welche Fähigkeit hat diese Person, die Sie auch gerne hätten? z.B. Mut, Eigensinn, Spontanität...
4) Kompetenzen und Ressourcen entdecken: Wann in Ihrem Leben haben Sie selbst schon einmal diese Fähigkeit besessen? Oder: wie wären Sie, wenn Sie genau diese Fähigkeiten hätten. Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich einmal vor, wie sich das angefühlt hat oder anfühlen würde. Machen Sie sich in Ihrer Vorstellung mit dieser Haltung vertraut und spüren Sie, wie sich das körperlich anfühlt. Lassen Sie such ruhig einen Moment Zeit dafür. In Ihrer Fantasie ist alles erlaubt.
5) Imagination: Stellen Sie sich nun einmal vor, wie Sie sich in dieser inneren Haltung in der jeweiligen Situation verhalten hätten. Welche Möglichkeiten hätten Sie gehabt? Was hätten Sie in dieser Haltung am liebsten getan? Lassen Sie das Ganze wie einen Film vor Ihrem inneren Auge ablaufen. Stellen Sie sich alle Details vor. Wie fühlen Sie sich dabei?
6) Vorbereitung: Überlegen Sie, wann Sie das nächste Mal vor der Herausforderung stehen könnten, "nein" zu sagen. Suchen Sie sich eine konkrete Situation aus, die demnächst auf Sie zukommt und die Ihnen nicht allzu schwierig scheint. Jetzt geht es darum die neue Haltung auszuprobieren.
7) So tun als ob: Zuerst stellen Sie sich noch einmal vor, wie Sie die bevorstehende Situation in der Haltung der inneren Stärke bewältigen könnten. Verbinden Sie sich mit der inneren Haltung des "nein" (siehe Imagination) und stellen Sie sich zuerst einmal vor, wie Sie "nein" sagen werden und wie sich das anfühlen wird. Wie genau würden Sie sich verhalten? Welche Argumente würden Sie vorbringen. Wie ist Ihre Körperhaltung wenn Sie "nein" sagen? Die "so tun als ob" - Übung können Sie ruhig öfter wiederholen.
8) Sich selbst eine Erlaubnis geben: Treffen Sie mit sich selbst eine Vereinbarung. Das können Sie sogar schriftlich machen. Geben Sie sich die Erlaubnis oder versprechen Sie sich, "nein" zu sagen, wenn Sie "nein" meinen. Dieses eine Mal.
9) Ausprobieren: Jetzt wirds ernst. Wenn Sie etwas anderes erleben wollen, müssen Sie etwas anderes tun. Stellen Sie sich der Situation und probieren Sie die neue innere Haltung in der gewählten realen Situation aus. Warten Sie nicht, bis Ihre Bedenken verschwunden sind, das werden Sie nicht. Sie können es dennoch versuchen. Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben- Mut bedeutet: es trotzdem zu tun. Denken Sie also nicht so viel nach, tun Sies einfach!
10) Motivation: Egal, wie gut es Ihnen gelungen ist- jetzt sollten Sie sich belohnen. Es spielt keine Rolle, ob Ihr "nein" zu leise war oder ein voller Erfolg. Das Wichtigste ist, dass Sie es getan haben, oder zumindest versucht. Machen Sie sich den Fortschritt bewusst, spüren Sie dem guten Gefühl nach. Seien Sie stolz auf sich, gönnen Sie sich etwas Gutes und freuen Sie sich. Das ist der Anfang von etwas Neuem und Sie ganz allein haben es getan!
11) Wiederholung macht den Meister: lassen Sie es nicht bei diesem einen Versuch bewenden. Machen Sie weiter! Als kleines Kind sind Sie beim Versuch Laufen zu lernen immer wieder auf die Nase gefallen. Und? Haben Sie aufgegeben? Können Sie heute Laufen?
12) Der Weg der kleinen Schritte: Veränderung ist einfach aber nicht leicht! Und alte Gewohnheiten sind mächtig! Verlangen Sie deshalb keine Wunder von sich, sondern nutzen Sie die Taktik der kleinen Schritte. Setzen Sie sich neue, aber erreichbare Ziele. Vergleichen Sie sich nicht. Es ist Ihr Weg und Sie gehen ihn in Ihrem eigenen Tempo.

Was ich Ihnen noch sagen möchte...

Sich schlecht abgrenzen zu können, dazu zu neigen die eigenen Bedürfnisse zu übergehen und es anderen recht zu machen, "ja" zu sagen, wenn man eigentlich gerne "nein" sagen möchte- das alles ist nicht, was Sie sind. Es ist nicht Ihr Schicksal. Es sind Strategien, also Denk- und Verhaltensmuster die Sie erlernt haben. Sie können genauso gut etwas anderes lernen. Ich möchte Ihnen gerne dafür Mut machen...;-)

Herzlichst, Ihre Claudia Bechert- Möckel

2015-08-15

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